Ehrenamt, Netzwerkhilfe und Pflege in Europa – Komplementäre oder konkurrierende Dimensionen produktiven Alterns?
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Vor dem Hintergrund der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte um die Bedeutung produktiven Alterns jenseits der Erwerbsarbeit (z.B. Avramov & Maskova 2003; Morrow-Howell et al. 2001) schließt der vorliegende Beitrag an eine Reihe neuerer, international vergleichend angelegter Studien an, die verschiedene Dimensionen informeller produktiver Tätigkeiten untersuchen, ohne dabei allerdings durchweg auf die hier vor allem interessierende ältere Bevölkerung zu fokussieren.
Im Bereich des Ehrenamtes sind in diesem Zusammenhang vor allem die Arbeiten von Curtis et al. (2001), Schofer & Fourcade-Gourinchas (2001) sowie Salamon & Sokolowski (2003) zu nennen. Entsprechende Analysen von Pflegetätigkeiten wurden u.a. von Alber & Köhler (2004) sowie – im Rahmen des OASIS-Projektes – von Daatland & Lowenstein (2005) und Motel-Klingebiel et al. (2005) untersucht. Auch auf Basis einer früheren Version – Release 1 – der diesem Beitrag zu Grunde liegenden Daten des ‚Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe’ (SHARE) liegen bereits Studien zum Ehrenamt und zur haushaltsexternen Unterstützung vor (vgl. Attias-Donfut et al. 2005; Erlinghagen & Hank 2006; Stuck 2007).1 Alle genannten Studien weisen auf teilweise erhebliche Länderunterschiede im Ausmaß informeller produktiver Tätigkeiten – unter Älteren wie in der Bevölkerung insgesamt – hin (vgl. auch Brugiavini et al. [2005] für einen Überblick zur Erwerbsbeteiligung Älterer im europäischen Vergleich).
Unsere Untersuchung ergänzt die existierende Literatur und geht über diese hinaus, in dem sie auf der Grundlage strikt vergleichbarer Mikrodaten für 11 europäische Länder drei Dimensionen informeller Arbeit – Ehrenamt, Netzwerkhilfe und Pflege – gemeinsam betrachtet und deren Determinanten multivariat analysiert. Ein zentrales Anliegen der Untersuchung ist es, neben einem deskriptiven Vergleich auf Länderebene, zu einem besseren Verständnis des Verhältnisses der genannten Tätigkeiten zueinander beizutragen: handelt es sich bei Ehrenamt, Netzwerkhilfe und Pflege um komplementäre oder um konkurrierende Dimensionen produktiven Alterns in Europa und gibt es Hinweise auf (unbeobachtete) Persönlichkeitsmerkmale, die unabhängig von spezifischen Tätigkeitsformen Aktivität im Alter insgesamt fördern?
Der Beitrag gibt zunächst einen kurzen Überblick über die neuere Literatur zum Zusammenhang zwischen verschiedenen Formen (informeller) produktiver Tätigkeiten.2 Anschließend stellen wir kurz unsere Datenbasis vor und beschreiben die in der Analyse verwendeten Variablen. Danach präsentieren wir zentrale deskriptive Befunde zur Beteiligung älterer Europäer an informeller Arbeit und stellen die Ergebnisse der multivariaten Analyse vor. Der Beitrag schließt mit einem Ausblick auf zukünftige Forschungsperspektiven.
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