Lost Potentials? The Rights and Lives of the Excluded
Das MPI für Sozialrecht und Sozialpolitik beteiligte sich mit einem interdisziplinären Projekt an der Forschungsinitiative The Challenges of Migration, Integration and Exclusion der Max-Planck-Gesellschaft, das Ende 2020 abgeschlossen wurde.
Ziel des Projektes Lost Potentials? The Rights and Lives of the Excluded war es, Erkenntnisse über die rechtlichen und politischen Bedingungen zu gewinnen, die Ausschlussmechanismen schaffen und festigen. Zum einen wurden die einschlägigen Rechtsvorschriften analysiert, die ein breites Spektrum an Möglichkeiten, aber auch Einschränkungen für die verschiedenen Gruppen von Migrantinnen und Migranten in Deutschland begründen. Zum anderen wurde auf der Basis einer empirischen Untersuchung die Relevanz der verschiedenen Grade der Ausgrenzung verglichen. Zu diesem Zweck erhoben die beteiligten Wissenschaftler/innen repräsentative Daten von dokumentierten und undokumentierten Migrantinnen und Migranten.
Die Wissenschaftsinitiative The Challenges of Migration, Integration and Exclusion erstreckte sich über drei Jahre (2017-2020). Sie wurde von der Max-Planck-Gesellschaft finanziert und stand unter der Leitung von Prof. Dr. Marie-Claire Foblets (Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung, Halle/Saale) und Prof. Dr. Ayelet Shachar (damals Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften, Göttingen). An dem Kooperationsprojekt waren Forscher/innen aus den folgenden sechs Max-Planck-Instituten beteiligt: Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht (Heidelberg), Max-Planck-Institut für demographische Forschung (Rostock), Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik (München), Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (Berlin), Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (Halle), Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften (Göttingen).
In der aktuellen Debatte über Migrationsbewegungen nach Europa und insbesondere nach Deutschland legen Forscher/innen und Politiker/innen großen Wert auf Konzepte, die eine erfolgreiche Integration von Migrierten und Asylsuchenden in die Gesellschaften der Aufnahmeländer ermöglichen. Damit letzteres gelingen kann, ist es erforderlich, die Muster und Mechanismen von Exklusion von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Die Wissenschaftsinitiative tat dies
- fachübergreifend – Das Projekt brachte Migrationsforscher/innen aus einer Reihe von verschiedenen Disziplinen zusammen: Recht, demographische Forschung, Gesundheitswesen, Wirtschaft, ethnologische Forschung, politische Wissenschaften, Soziologie und Geschichte.
- multiperspektivisch – Das Projekt erforschte Exklusion aus der Sicht einer Reihe von staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen (EU, Aufnahmestaaten, Herkunftsländer) sowie der Migrantinnen und Migranten selbst.
- multidimensional – Anstatt Inklusion und Exklusion als sich gegenseitig ausschließende Konzepte zu betrachten, verfolgte das Projekt einen umfassenderen Ansatz. Es legte den Fokus auf die zeitliche Dimension. So wurde den verschiedenen Stadien des Migrationsprozesses von der ersten Entscheidung der Migrantinnen und Migranten, ihr Herkunftsland zu verlassen, bis zu ihrer Ankunft in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union nachgegangen. Zudem wurden die rechtlichen Status betrachtet, die sie bis zu einer endgültigen Entscheidung (Aufenthaltserlaubnis, Rückkehr in ihr Herkunftsland, etc.) durchlaufen. Dabei wurden die rechtlichen Zusammenhänge zwischen Rechtsstatus einerseits und den sozioökonomischen Bedingungen sowie verschiedenen kulturellen Faktoren andererseits untersucht.
Das Projekt hatte drei klar definierte, sich ergänzende Zielsetzungen:
- die Erarbeitung eingehender Studien über die verschiedenen Mechanismen, die für Migrantinnen und Migranten in den einzelnen Stadien des Migrationsprozesses de facto zur Exklusion führen. Dabei lag der Fokus auf vier wesentlichen Punkten, und zwar dem Rechtsstatus, den sozioökonomischen Bedingungen, dem Gesundheitsstatus und der Identifikation mit ‘affektiven Gemeinschaften’;
- die Ermittlung der Folgen der Exklusionsmechanismen sowohl für die Migrantinnen und Migranten als auch für die Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft;
- die Erarbeitung alternativer Konzepte, die Exklusionseffekte verhindern können (insbesondere, wenn die Achtung der Menschenrechte in Frage gestellt ist), unter besonderer Beachtung ihrer politischen Relevanz.
Foto: Reuters / Marko Djurica
Publikationen
Ergebnisse
Begriffe und Definitionen
Eine Übersicht über verschiedene rechtliche Termini und ihre jeweilige Definition, von Dr. Constantin Hruschka und Tim Rohmann in englischer Sprache erstellt, kann hier heruntergeladen werden: PDF
Datenerhebung
Das Institut hat 2019 eine Umfrage zu den Erwartungen von Migrant/innen durchgeführt. Weitere Informationen sind hier erhältlich.
Beteiligte Institute
1. Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht
Projekt: Decisions on exclusion and inclusion in the EU and beyond
Projektleitung: Prof. Dr Armin von Bogdandy
2. Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung/Population Europe
Projekt: Gender differences in health and mortality by ethnic background – a register-based study.
Projektleitung: Dr Anna Oksuzyan
Projekt: Undocumented migrants and irregular workers in Germany: policy challenges and approaches 1950-2019
Projektleitung: Dr Daniela Vono de Vilhena
Project: Vanishing health advantage of migrants over time and across generations
Projektleitung: Dr Silvia Loi
3. Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Projekt: Refugees and the creation of emotional communities
Projektleitung: Prof. Dr Margrit Pernau and Dr Benno Gammerl
4. Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Projekt: Belonging nowhere or everywhere? Somali return migrants in East Africa
Projektleitung: Dr Tabea Scharrer
Project: Migrants’ exclusion in a fragmented, international, legal environment
Projektleitung: Dr Luc Leboeuf
5. Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik
Projekt: Lost potentials? The rights and lives of the excluded
Projektleitung: Dr. Christian Hunkler and Dr. Romuald Méango
6. Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften
Projekt: The inclusion-exclusion continuum: asylum-seekers and the social implications of legal statuses and conditions in Germany
Projektleitung: Dr Miriam Schader