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Die (Fehl-)Wahrnehmung sozioökonomischer Ungleichheit: Der Einfluss sozialstaatlicher Institutionen auf die gesellschaftliche Wahrnehmung & Präferenzbildung

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Die weltweit zu beobachtende Zunahme der Einkommensungleichheit gibt Anlass zu gesellschaftlicher und politischer Besorgnis und löst öffentliche wie akademische Debatten über deren Folgen für das gesellschaftliche Wohlergehen und den sozialen Zusammenhalt aus. Zudem werden staatliche Eingriffe, die Fähigkeit und die Absichten des Staates zur Gegensteuerung sowie die Legitimität sozialpolitischer Maßnahmen in Frage gestellt. Im Kontext der COVID-19-Pandemie haben diese Debatten an Bedeutung gewonnen, da die Pandemie soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten aufgedeckt und verschärft hat. Aber wie hängen sozialstaatliche Institutionen mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Rechtfertigung sozioökonomischer Ungleichheiten zusammen? Definieren sozialstaatliche Institutionen tatsächlich, wie die Öffentlichkeit diese Ungleichheiten wahrnimmt und rechtfertigt? Dass die Verteilung und Umverteilung finanzieller Ressourcen direkt mit dem Sozialstaat und seinen institutionellen Regelungen verknüpft ist, ist allgemein bekannt und wenig umstritten. Jedoch haben empirische Studien den Zusammenhang zwischen sozialstaatlichen Institutionen und der öffentlichen Wahrnehmung und Rechtfertigung sozioökonomischer Ungleichheiten bisher erstaunlich wenig untersucht.

Das Projekt PERGAP „Die (Fehl-)Wahrnehmung sozioökonomischer Ungleichheit: Der Einfluss wohlfahrtsstaatlicher Institutionen auf die gesellschaftliche Wahrnehmung und Präferenzbildung“, das von Dr. Simone Schneider geleitet und vom Europäischen Forschungsrat (ERC) im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizon Europe“ der Europäischen Union (ERC Starting Grant 2021) finanziert wird, treibt die Forschung in diese Richtung voran. Das Forschungsprojekt vereint Ansätze des Neo-Institutionalismus mit der empirischen Gerechtigkeitsforschung, und untersucht, welche Vorstellungen zu Verteilungsfragen sozialstaatlichen Sicherungssystemen innewohnen und ob diese mit der öffentlichen Wahrnehmung und Rechtfertigung sozioökonomischer Ungleichheiten in Verbindung stehen.

Zentrale Forschungsfragen sind: Wie unterscheiden sich soziale Sicherungssysteme hinsichtlich ihrer Konzepte zu sozialen Verteilungsfragen? Wie können diese sozialstaatlichen Unterschiede empirisch bewertet und für die vergleichende Forschung quantifiziert werden? Unterscheidet sich die gesellschaftliche Wahrnehmung und Bewertung von Ungleichheiten systematisch zwischen Gesellschaften und bestimmten sozialen Gruppen? Stehen institutionelle Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit diesen systematischen Wahrnehmungsunterschieden? Sind sie sogar ein wesentlicher Faktor, um letztere zu erklären?

Das Projekt sucht Antworten auf diese Fragen, indem zunächst die institutionellen Strukturen der sozialen Sicherungssysteme mit Blick auf die ihnen zugrundliegenden Auffassungen zu sozioökonomischen Verteilungsfragen untersucht werden. Durch die Sammlung, Systematisierung und Quantifizierung sozialrechtlicher Informationen, die von Länderexperten bereitgestellt werden, sollen innovative Messinstrumente für die quantitative Erforschung sozialer Sicherungssysteme und ihrer potenziellen Folgen entwickelt werden.

Zweitens soll durch die Verknüpfung dieser neuen institutionellen Daten mit vorhandenen ländervergleichenden Umfragestudien, wie dem European Social Survey (ESS) und dem International Social Survey Programme (ISSP), untersucht werden, ob institutionelle Strukturen europäischer Sozialstaaten mit der Wahrnehmung und Rechtfertigung sozioökonomischer Ungleichheit in Zusammenhang stehen.

Drittens untersucht das Forschungsprojekt, wie Menschen weltweit und über die Zeit sozioökonomische Ungleichheiten wahrnehmen und rechtfertigen. Durch die Untersuchung der Wahrnehmung im Zeitverlauf können Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie Veränderungen im institutionellen Umfeld vor, während und möglicherweise auch nach der Pandemie und in unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten die gesellschaftliche Wahrnehmung und Bewertung von sozioökonomischen Ungleichheiten verändert haben.

Das Projekt wird von der Universitat Pompeu Fabra (Barcelona) in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik (München) durchgeführt. Weitere Informationen und Updates zum Projekt finden Sie auf der Projekt-Homepage.

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Kontakt

Dr. Simone M. Schneider

Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik
Marstallstr. 11
80539 Munich
Email: s.schneider (at) mpisoc.mpg.de

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