Pflege über räumliche Distanz hinweg
Hintergrund
Die Unterstützung von Angehörigen über eine größere räumliche Distanz („distance caregiving“) zwischen Kindern und ihren Eltern hat in Europa an Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig ist über diese Pflegearrangements auf der Basis von repräsentativen, europäischen Survey-Daten wenig bekannt.
Fragestellung und Ziel
Dieser Beitrag greift folgende Fragen auf: Welche Aussagen sind über die Prävalenz von Personen, die mindestens ein Elternteil bei räumlicher Distanz pflegen, in Europa möglich? Welche Unterstützungsformen werden dabei geleistet? Welche weiteren spezifischen sozioökonomischen und gesundheitsbezogenen Merkmale kennzeichnen diese Pflegesituationen? Hierbei wird ein besonderer Fokus auf die Unterschiede zu Angehörigen gelegt, die aus der Nähe Hilfe für ihre pflegebedürftigen Eltern leisten.
Material und Methoden
Es werden Daten des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) der sechsten Befragungswelle aus dem Jahr 2015 genutzt. Dabei erfolgen deskriptive Darstellungen sowie multivariate logistische Regressionsanalysen.
Ergebnisse und Diskussion
Die Berechnungen zeigen, dass Distance caregiving in Europa mit Prävalenzen von 11 % bei einem engen (ab 100 km Wohnentfernung) und 23 % bei einem weiten Distanzbegriff (hier ab 25 km) kein Randphänomen darstellt, wobei große Länderunterschiede erkennbar sind. Die Ergebnisse verweisen zudem auf teilweise signifikante Unterschiede in Bezug auf Ressourcen, Pflegeleistungen und Lebensqualität zu Pflegenden mit geringen Distanzen. Angesichts dieser sich dynamisch entwickelnden Pflegearrangements kann dieser Artikel zu weiterer Diskussion, kritischer Reflexion und Weiterentwicklung von Pflegeleistungen beitragen.