Physische Gesundheit und psychisches Wohlbefinden älterer Migranten in Europa
Bis zum Jahr 2050 wird es etwa 23 Millionen über 65-Jährige in Deutschland geben. Dadurch wird es gesellschaftlich wie individuell zunehmend notwendig, gute Voraussetzungen für das Rentenalter als Lebensphase zu schaffen. Um es bei guter Gesundheit und Lebensqualität zu verbringen, sollte bereits die Zeit vor dem Übergang zur Vorbereitung genutzt werden. Insbesondere Männer, die sich oft stark mit ihrer Berufstätigkeit identifi zieren, sind gefordert, ein hohes Gesundheitspotenzial und gute soziale Bedingungen verantwortungsbewusst aufzubauen.
Der Vierte Deutsche Männergesundheitsbericht setzt bei einer fundierten Bestandsaufnahme der Situation der Männer zwischen 55 und 74 Jahren an. Aus ihr ergeben sich wichtige Themen für die Politik, für die Soziale Arbeit und für den gesellschaftlichen Diskurs insgesamt: die Situation der Erwerbsarbeit zehn Jahre vor der Berentung, die Übergangsphase sowie gesundheitsfördernde Projekte für Männer vor und nach dem Renteneintritt.
Dieser Beitrag untersucht, ob sich Migrantinnen und Migranten von der einheimischen Bevölkerung der europäischen Zielländer hinsichtlich der physischen Gesundheit und des psychischen Wohlbefindens unterscheiden. Unter Nutzung der SHARE Daten liegt hierbei der Fokus auf Personen im Alter ab 50 Jahren. Sowohl für die verwendeten Maße der physischen Gesundheit als auch für die Indikatoren des psychischen Wohlbefindens weisen migrierte Personen ungünstigere Werte auf als Einheimische. Dies gilt insbesondere für weibliche Migrantinnen aus Südeuropa. Zudem zeigen Analysen für männliche Migranten, dass es bei der Greifkraft Unterschiede nach Beschäftigungsstatus gibt. Der negative Einfluss von Migration ist bei Erwerbstätigen größer als bei Rentnern. Zusammenfassend weisen die Ergebnisse der vorliegenden Studie darauf hin, dass der in anderen Studien gefundene Gesundheitsvorteil von migrierten Personen direkt nach ihrer Ankunft im Zielland auf Dauer verschwindet und in späteren Lebensjahren sogar zu einem gesundheitlichen Nachteil wird.